Ev. Diakonie delegiert ihren Auftrag

Mit folgendem Schreiben wandte sich die ELTERNINITIATIVE  FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT an die Diakonie der Evangelischen Kirche:

Sehr geehrte Damen und Herren der DIAKONIE,

im Auftrag der ELTERNINITIATIVE FÜR FAMILIENGERECHTIGKEIT teile ich Ihnen das Entsetzen der hier vereinigten Elternschaft über die Meldung mit, wie die DIAKONIE und der Präses der Evangelischen Kirche, Dr. Nikolaus Schneider, die so wichtige Familienarbeit selbsterziehender Eltern gegenüber staatlicher Betreuung missachtet. Bewusst oder aus selbstverschuldeter Unkenntnis wirft die DIAKONIE Kindergarten und Krippe in einen Topf und beruft sich mit ihrer Empfehlung auch noch auf jene Eltern, die ihre Kinder tatsächlich vernachlässigen. Wir hätten erwartet, dass die DIAKONIE, wie es bisher zumindest üblich war, den Elternhäusern in schwierigen Verhältnissen Ihre gezielte Hilfe und Begleitung anbietet. Statt dessen übertragen Sie dieses Amt künftig an staatliche Kinderbetreuungseinrichtungen. Damit sind zwar den Eltern ihre Kinder genommen, ihnen selbst aber nicht geholfen. Gerade die DIAKONIE müsste sich engagiert dafür einsetzen, dass sich Babies während der ersten drei Jahre in aller Ruhe an Mutter/Vater binden können, um Lebenssicherheit und Selbstbewusstsein zu schöpfen. Denn aus Ihren Kinderheimen wissen Sie ja selbst, welchen Schaden frühe Vernachlässigung und mangelnde Bindung bei Kindern hinterlässt. Professor Dr. Joachim Baur von der Uni Freiburg hat nachgewiesen, dass Trennung/ Abschiebung im kindlichen Gehirn das Schmerzzentrum erregt und Wut und Aggression auslöst, die häufig ein Leben lang bei Unbeteiligten abreagiert werden.

Unsere Ansicht ist, dass Kinder unter drei Jahren am besten zuhause betreut werden und erst bei gelungener Bindung frei werden für weitergehende soziale Kontakte mit Gleichaltrigen im Kindergarten. Daher sollte alles getan werden, um Eltern, die Hilfe brauchen, bei ihrer häuslichen Betreuung zu unterstützen.

Vergessen Sie bitte nicht, dass die allermeisten Kinder unter der Obhut liebender und fürsorglicher Eltern aufwachsen, denen aber von unserer Gesellschaft heute nur Schmähung und Abwertung entgegengebracht wird. Mit dem Ruf nach der Krippe verkennt sie generell die aufopfernde Leistung von Vätern und Müttern. Als polit-mediales Ideal wird Propaganda gemacht für vollerwerbstätige Eltern , die Kinder haben sollen, als hätten sie keine.

Es ist für uns unverständlich, dass die DIAKONIE so leichtfertig Ihre ureigenste Aufgabe auf öffentliche Einrichtungen abwälzt und Ihren christlichen Auftrag neuerdings selbst geringschätzt.

Wir wollen die DIAKONIE daher auffordern, sich wieder hilfsbedürftigen Eltern und Familien zuzuwenden, anstatt in den Chor der Wirtschaftsverbände einzustimmen mit dem fragwürdigen Ruf nach einer sog. „frühkindlichen Bildung“, der eine verlogene Umschreibung ist für die Bindung elterlicher Arbeitskraft an die Betriebe.

So verbleiben wir mit der Empfehlung, sich auf unserem Internetportal über die miese Situation heutiger Eltern zu informieren und sich mit entsprechendem Engagement dafür einzusetzen, dass Familienarbeit wieder die Wertschätzung erhält, die sie durch alle Generationen auszeichnete.

Mit freundlichem Gruß                                                                                                                  i. A. Bärbel Fischer

2 Gedanken zu „Ev. Diakonie delegiert ihren Auftrag

  1. Hallo, Frau Fischer,

    Soeben habe ich den Brief der „Elterninitiative für Familiengerechtigkeit“ gelesen und freue mich über diese eindringlichen Zeilen an die ev. Diakonie.

    Ihnen und Ihren Mitstreitern danke ich von ganzem Herzen für Ihr Engagement.
    M. Sch

  2. Der Ruf nach einer sog. „frühkindlichen Bildung“, ist nicht nur eine verlogene Umschreibung für die Bindung elterlicher Arbeitskraft an die Betriebe, sondern auch für die Entrechtung und Entmachtung von Familien bzw. Eltern. Man lese dazu Ihren sehr guten Artikel „Mit der Brechzange in die Familien“ nach, Frau Fischer.
    Was den Präses der EKD antreibt, solch unchristlichen Unsinn in den Medien zu verbreiten und seiner Diakonie zu verordnen, ist ein einziges Rätsel. Es kann doch nicht sein, dass er wirtschaftliche und finanzielle Aspekte über das Wohl von Familien und Kindern stellt.
    Ich kann nur hoffen, dass er nicht so recht weiß, was er da sagt und tut, obwohl ein Mann in seiner Position das eigentlich wissen müsste. In mir weigert sich jedoch alles, hier an ein Statement zu glauben, dessen Tragweite Herr Dr. Schneider voll überblickt.
    Betreuungs- und Erziehungseinrichtungen nach sozialistischem Muster basieren und basierten immer auf einem Staatsverständnis, das mehr Feind als Freund jeglicher Religion und Kirche ist. Wer sich als Christ also stark macht für ein solches Muster, kann nicht die Folgeerscheinungen seines Votums überblicken, es sei denn, er spiele ein falsches Spiel, was Herr Dr. Schneider ganz sicher nicht tut. Er muss sich aber die Vorwürfe gefallen lassen, die im Brief der „Elterninitiative für Familiengerechtigkeit“ an seine Diakonie stehen.

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