Schiff ohne Kompass?

Eugen Abler, Bundesdelegierter des CDU-Kreisverbands Ravensburg, hatte als einziger Delegierter den Mut, beim Bundesparteitag der CDU 2014 folgende kritische Rede an die Adresse von Frau Merkel und an die Bundesdelegierten zu richten:

Redebeitrag des Delegierten Eugen Abler beim CDU-Bundesparteitag 2014 in Köln

 

Herr Präsident, Frau Bundeskanzlerin, meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

„Politik beginnt beim Betrachten der Wirklichkeit“. Und da gibt es inzwischen auch die AFD. Wir sollten uns fragen, warum gehen Wähler zu dieser Partei? Was vermissen sie bei anderen Parteien, was sie glauben bei der AFD zu finden. Neue Parteien entstehen, wenn die Unzufriedenheit mit etablierten Parteien steigt. Wir sind beliebig geworden. Das bedeutet: Die Konservativen in der CDU sind heimatlos geworden; sie suchen eine neue Heimat.

Der Preis des Modernisierungskurses, Frau Bundeskanzlerin, auf den sie uns geführt haben, ist die zunehmende Aufgabe konservativer Positionen. Die Modernisierung hat zur Folge, dass die Werte des christlichen Menschenbildes beiseitegeschoben werden. Wir flirten stark mit dem Gender- Zeitgeist! Dabei müssten alle wissen, dass das grün-linke Lager aus ideologischen Gründen die Familien schwächen will. Wir unterscheiden  uns kaum mehr von der SPD und den Grünen. Ich bin z.B. erschüttert, dass die Bundes-CDU kein klares Signal gegen die Frühsexualisierung der Kinder in den Schulen setzt. Das hat nichts mit dem christlichen Menschenbild gemein und schwächt damit unsere Glaubwürdigkeit!

Das „C“ muss unser Kompass bleiben und an den Inhalten erkennbar sein.  Christlich und fortschrittlich sind keine Gegensätze, vielmehr sind sie zwei Seiten einer Medaille. Wir müssen wieder zur Heimat für die Konservativen werden.

Konservative Inhalte sind für mich: Lebensschutz, Bewahrung der Schöpfung, Ehe und Familie als Grundlage unserer Gesellschaft und ein Patriotismus in gutem Sinne. Ich stehe dafür, dass die Kreuze in öffentlichen Gebäuden hängen bleiben!

Wir brauchen dringend eine Schärfung unseres Profils mit einer Rückbesinnung auf christliche Werte. 

Mir ist noch wichtig:

Stichwort Steuerpolitik: Unser Steuersystem gilt als das komplexeste der Welt. Bereits 2010 hat der Bundesrechnungshof die Bundesregierung aufgefordert eine Steuerreform durchzuführen, die die Kriterien der Nachvollziehbarkeit, Transparenz und Gerechtigkeit erfüllt. Das ist in weiter Ferne! Eine große Ungerechtigkeit ist die „Kalte Progression“ auch zu Recht „heimliche Steuererhöhung“ genannt. Aber hier, Frau Bundeskanzlerin haben Sie in Ihrer Rede eine Lösung angedeutet, die in die richtige Richtung geht.

Jeder Logik entbehrt das Mehrwertsteuerrecht, wenn für Schnittblumen, Trüffel und Rennpferde 7 Prozent Mehrwertsteuer zu bezahlen sind, während für Kinderartikel wie Windeln, Kindersitze, Kindernahrung 19 Prozent fällig werden!

Wir brauchen eine tiefgreifende Steuerreform. Das Modell von Paul Kirchhof erfüllt alle Kriterien dazu. Wo bleibt der Mut für Reformen? Wir sollten nicht länger nur herumdoktern. Statt dringend zu operieren nehmen wir nur Salbe!

Stichwort Familienpolitik: „Das Schicksal der Familie ist über kurz oder lang das Schicksal des Landes“, stellte Kolping vor 150 Jahren fest. Unsere demografische Entwicklung ist dramatisch. Um unser Volk zu erhalten, sind 2,1 Kinder pro Frau notwendig. Wenn sich unsere derzeitige Quote von 1,35 Kinder pro Frau fortsetzt, werden wir unter Berücksichtigung der Zuwanderung am Ende dieses Jahrhunderts eine völlig andere Republik haben. Es wird zwar noch Deutsche geben, aber kein deutsches Volk mehr. Wollen wir das? Die Chancen, diese Entwicklung zu verhindern sind zwar gering, aber man könnte sie abschwächen. In Frankreich werden 2,1 Kinder pro Frau geboren! Das sollte auch unser Ziel sein. Dazu brauchen wir eine starke Kursänderung bei der Familienpolitik und eine Überprüfung unserer Einwanderungspolitik!

Eltern mit Kindern brauchen mehr Unterstützung und mehr Wertschätzung! Wir müssen Kinder wieder als Reichtum begreifen! Investitionen in Familien sind die einzige Chance, um unser Land zukunftsfähig zu machen; sie ergeben die höchste Rendite!

Letztes Stichwort Lebensschutz: Ich werde nicht müde, mich für den Lebensschutz einzusetzen. Der Schutz des menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod muss  höchste Priorität einer Partei sein, die sich christlich nennt. Wir müssen dafür eintreten, dass Menschen an und nicht durch die Hand eines Menschen sterben. Es ist schrecklich, wenn Senioren aus Holland in unser Land kommen, um der Gefahr, in einem Heim in Holland eventuell aus dem Leben geschafft zu werden, aus dem Weg zu gehen.

In unserem Land wird dem Tierschutz ein wesentlich höherer Stellenwert als dem Lebensschutz zugemessen.  Die Schwächsten unserer Gesellschaft verdienen unsere uneingeschränkte Solidarität. Aber wir mit dem „C“ im Namen schauen zu und schweigen, auch die höchsten Gremien in der Union. Es bleibt ein Skandal, dass jährlich etwa 200.000 Kinder im Mutterleib getötet werden. Menschen dürfen nicht über das Leben anderer verfügen. Was moralisch falsch ist, kann politisch nicht richtig sein! Die hunderttausendfache Tötung von ungeborenen Kindern ist eine erschütternde Tatsache und eine existentielle Bedrohung unserer Gesellschaft. Jedes Kind ist ein Geschenk Gottes. Ich fordere die Regierung zu einer Kampagne für eine Kultur des Lebens auf!

Ich danke Ihnen!

http://www.heute.de/merkelkritik-auf-parteitag-eugen-abler-wir-sind-beliebig-geworden-36293914.html

 

 

3 Gedanken zu „Schiff ohne Kompass?

  1. Ein wackerer, braver Mann, der Herr Abler: chapeau!

    Mein erster Gedanke: Der gute Mann ist in der Merkel-CDU erledigt. Er müsste doch sehen, dass das einstige Flaggschiff der Konservativen längst Richtung schwarz-grüne Koalition fährt.

    Nach einigem Nachdenken meine ich jedoch: Herr Abler hat nicht nur in der Sache recht, er verhält sich auch richtig. Warum eigentlich sollen die konservativen, christlich orientierten Männer und Frauen das Schiff CDU verlassen? Warum sollen sie sich im kalten Wasser ein neues Schifflein zimmern, das den Kurs nehmen kann, der ihnen ursprünglich einmal zugesagt worden war ? Warum sollen sie der Gruppe, die sich ans Steuer geschlichen hat in der erst verhehlten, später dreist eingestandenen Absicht , dieses herumzuwerfen, das Schiff kampflos überlassen ? Jenes Schiff, das sie und ihre Vorfahren erbaut und überhaupt erst seetüchtig gemacht haben?

    Herr Abler hat recht, und er handelt richtig. Man darf ihm und seinesgleichen Glück wünschen, und vielleicht wird es ihm auch zufallen.

  2. Nachdem ich Sie, geschätzter Herr Abler, nicht über die CDU Seite erreichen konnte, möchte ich dieses Forum nutzen, um Ihnen meine Wertschätzung für die kritische Rede beim Bundesparteitag auszudrücken. Ich wünsche Ihnen viel Zuspruch, zahlreiche Unterstützer und weiterhin den Mut, Wahrheiten auszusprechen.

    Herzliche Grüße vom Bodensee

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert