Künftig Gerontokratie in BW? Missverstandene Demografie!

Sehr geehrter Herr Wolf,

mit Zufriedenheit  las ich in der heutigen Ausgabe der Schwäbischen Zeitung, dass Sie  im Falle eines CDU-Wahlsiegs als neuer Ministerpräsident einen Demografie-Beauftragten einsetzen wollen. Endlich – obwohl es dafür schon reichlich spät ist, denn der demografische Karren steckt bereits tief im Dreck. Die Alterspyramide steht nicht deshalb auf dem Kopf, weil die Leute älter werden, sondern weil uns der Nachwuchs wegbricht – die logische Folge familienvergessener Politik.

Und als ich lesen musste, welche Aufgaben dieser Obmann zu erledigen hat, da kam ich ernsthaft ins Grübeln. Alle von Ihnen vorgesehenen Maßnahmen drehen sich um das Wohlergehen der alt gewordenen Bevölkerung. Nirgends entnehme ich dem Katalog, was die künftige Regierung unternehmen will, um das Leben junger Familien zu erleichtern. Nirgendwo lese ich, wie das Land wieder zu mehr Nachwuchs kommen will. Wo soll bezahlbarer Wohnraum für Mehrkinderfamilien herkommen? Welchen Plan haben Sie, um der Verarmung von Kindern entgegenzuwirken? Denn mittlerweile befindet sich jedes 6. Kind in Deutschland im Prekariat. Was wollen Sie tun, damit junge Paare sich ihren Kinderwunsch ohne finanzielle Einbußen erfüllen können? Würden Sie sich für eine Rückerstattung der Verbrauchssteuern für Kinder einsetzen?

http://deutscher-familienverband.de/jdownloads/Publikationen/solidarpakt_fuer_familien.pdf,   Seite 8 ff.

Demografie muss sich nach unserem Verständnis zuallererst um ausreichenden und stabilen Nachwuchs kümmern, denn in wenigen Jahren wird es viel zu wenige Beitragszahler geben und die Altersarmut wird zum größten Problem unseres Landes werden.

So erstrebenswert Ihre Vorhaben auch sein mögen, Herr Wolf, es scheint tatsächlich so zu sein, dass man mit dem Engagement für Kinder und Eltern weniger Stimmen gewinnen kann als mit einem Füllhorn für die immer zahlreicher werdenden Rentner. Fachleute sprechen bereits von einer deutschen Gerontokratie, in der die über Sechzigjährigen das Sagen haben.

Die baden-württembergischen Familien warten seit Jahrzehnten auf eine Verbesserung ihrer Situation. Sie würden eine Regierung wählen, die demografiefest umsetzen will, was in ihrer Macht steht. Von GRÜNROT erwarten wir uns diesbezüglich nichts mehr. Herr Wolf, unsere Hoffnungen lagen bereits auf einer künftigen Regierung. Werden auch Sie uns enttäuschen?

Damit grüße ich Sie im Auftrag unserer Elterninitiative sehr, sehr nachdenklich

Bärbel Fischer

 

Ein Gedanke zu „Künftig Gerontokratie in BW? Missverstandene Demografie!

  1. Liebe Bärbel Fischer,
    einmal mehr gebührt Dir Dank für Deinen unermüdlichen Einsatz! Ein kleiner Schluckauf befällt mich (als Vermieterin) allerdings immer, wenn „bezahlbarer Wohnraum für junge Familien“ ins Spiel gebracht wird. Sollen die Vermieter hier als soziale Instanz in die Pflicht genommen werden? Oder wird mehr sozialer Wohnungsbau vom Staat erwartet? In jedem Fall riecht das doch wieder sehr nach Almosen für die Familien. Für mich wäre die einzig passende Lösung doch die Bezahlung der in den Familien geleisteten Erziehungsarbeit, also ein zweites Erwerbseinkommen ohne Zwang, die Kinder wegzuorganisieren.
    Heute entscheidet Karlsruhe ja über das Betreuungsgeld. Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Herrn Seehofer, aber es beeindruckt mich dann schon, wenn er in diesem Zusammenhang vorab schon erklärt, das Betreuungsgeld in Bayern beibehalten zu wollen – falls Karlsruhe befindet, dass nicht der Bund, sondern die Länder dafür zuständig sind. Ca. 100 Millionen habe er schon eingeplant, um „die Dinge richtig in die Zukunft zu führen“. Gegebenenfalls wäre doch der entsprechende Prozess beim BVerfG für das Elterngeld zu führen. Aber wer könnte das stemmen?

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