Eugen-Bolz-Preisverleihung an Frau Dr. Angela Merkel

Heute am 1. Februar, wird der Eugen-Bolz-Preis an Frau Dr. Angela Merkel verliehen. http://www.eugen-bolz-stiftung.de/die-stiftung/eugen-bolz-preis-traeger/index.html

Eugen Anton Bolz war ein deutscher Politiker der Zentrumspartei. Von 1928 bis 1933 war er Staatspräsident des Volksstaats Württemberg. Später beteiligte er sich am Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Die Eugen-Bolz-Stiftung wurde im Jahr 2007 als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts begründet. Sie erwuchs aus einem 1949 gegründeten gleichnamigen Verein. Die Stiftung vergibt den Eugen-Bolz-Preis. Dieser wird verliehen an Persönlichkeiten, „die in besonders hervorragender Weise Leben, Wirken und Denken von Dr. Eugen Bolz sichtbar und erfahrbar machen“. Auf diese Weise soll das Gedächtnis an Dr. Eugen Bolz bewahrt werden und totalitären Tendenzen in der Gesellschaft entgegengearbeitet werden. Der Eugen-Bolz-Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Er wurde 1997 erstmals verliehen und wird seitdem in unregelmäßigen Abständen von zwei bis drei Jahren vergeben.

 

Im folgenden Brief an den Stiftungsvorstand wirft der Autor einen kritischen Blick auf die Politik der Preisträgerin „aus christlicher Verantwortung“ und stellt deren Preiswürdigkeit in Frage:

 

 

Eduard Grabherr, Ziegelstrasse 47,  88456 Ingoldingen, 08. 01. 2017

 

Eugen-Bolz-Stiftung                                                                                          Geschäftsstelle                                                                                                                  Stadt Rottenburg a. N.

Marktplatz 18                                                                                                                   72108 Rottenburg a. N.

 

Betrifft: Verleihung des Eugen-Bolz- Preises für Politik aus christlicher Verantwortung

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich bin Vater von zwei Kindern und Großvater von 5 Enkeln im Alter von 1-6 Jahren. Verständlicherweise liegt mir deren Zukunft und damit jene unseres Landes sehr am Herzen.

Deshalb schließe ich mich auch der Meinung an, dass „verantwortungsvolle Politik sich nicht am nächsten Wahltermin, sondern am Wohl der nächsten Generation orientiert (W. Weimer).“

Aus ebendiesem Grunde finde ich Ihre Entscheidung den Eugen Bolz-Preis an die Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel zu vergeben, nicht gerechtfertigt, sondern befremdlich.

Warum?

An einigen Beispielen versuche ich aufzuzeigen, dass ich bei Angela Merkel einen überzeugenden verantwortungsethischen Politikstil zunehmend vermisse. Und es ist deshalb leicht abzusehen, dass die Generation meiner Enkel die wohl wenig erfreulichen Konsequenzen dieser Politik wird mühsamst auskosten müssen. Man ist an die alttestamentliche Weisheit erinnert: „Unsere Väter (und Mütter) haben süße Trauben gegessen und wir haben stumpfe Zähne bekommen. (Hes 18,1 – 4)“

Deshalb bin nicht nur ich beunruhigt, wie der gesamte etablierte Politikbetrieb – und die Kanzlerin voran – die herannahende demographische Katastrophe von Legislaturperiode zu Legislaturperiode verniedlicht und verdrängt. Das wird uns bald gewaltig um die Ohren fliegen. Die Vergreisung der Gesellschaft und deren sinkende Innovationskraft wird erhebliche ökonomische Defizite zur Folge haben. Ebenso ist absehbar, welche massiven Konflikte sich im Zusammenhang mit dem Generationenvertrag ergeben werden. Die aktuelle Rentendiskussion wird dagegen wie ein mildes Lüftchen sein. Wie in der Flüchtlingspolitik werden im Vorfeld die Augen verschlossen (so Minister a.D. Schily), bis die Dämme brechen.

Wann hat die Kanzlerin je ein anerkennendes und Mut machendes Wort für Mehrkind-Familien gefunden? Oder gar einen vernünftigen Vorschlag für eine Familienpolitik gemacht, damit Familien mit mehr als ein bis zwei Kindern nicht ins materielle und soziale Abseits und deren Mütter nicht in Altersarmut geraten? Vorschläge gerade von christlich orientierten Familienverbänden liegen durchaus vor, erfreuen sich aber der konsequenten Ignoranz der Kanzlerin und der CDU. So müssen sich Mehrkindfamilien weiterhin als die Dummen fühlen, obwohl gerade diese unsere Gesellschaft tragen und tragen werden. Das ganze Gendergetöse dagegen wird breit aufgestellt und materiell großzügig gefördert. Auch von CDU geführten Ländern und gegen den erklärten Willen der Eltern (z.B. MP Bouffier in Hessen!).

In all ihren Kanzlerjahren hat Dr. Frau Merkel nicht ein einziges Mal eine „Willkommenskultur“ gegenüber den jährlich 100.000 abgetriebenen Föten angemahnt. Hier wäre Politik aus christlicher Verantwortung und ein Widerstand gegen den Zeitgeist gefragt. Familienpolitisch lässt sich jedenfalls feststellen, dass wir unter der Kanzlerin Frau Dr. Merkel mittlerweile bei DDR-Verhältnissen angekommen sind.

Warum tritt Dr.  Frau Merkel nochmals als Kanzlerkandidatin an, obwohl renommierte Verfassungsrechtler wie Di Fabio und Scholz ihr bescheinigen, dass sie mit der mangelhaft durchdachten und mangelhaft abgestimmten Grenzöffnungspolitik entgegen ihrem Amtseid das Deutsche Volk (also jene, „die schon länger hier leben“) aller Voraussicht nach nicht „vor Schaden bewahrt“ hat? Auch die Feststellung, dass Angela Merkel durch ihre Migrationspolitik die Brexit Stimmung angeheizt, Europa gespalten und in eine schwere Krise gestürzt hat, vermag man wohl nur schwer zu widerlegen.

Nun gibt es aber eine schöne Zauberformel, die Kanzlerin Angela Merkel und ihren Getreuen den Machterhalt und auf Parteitagen Jubelorgien garantiert. „Es gäbe zu dieser Politik keine Alternative.“ Dabei bin ich der Meinung, dass kritische Gegenstimmen wie die von Wolfgang Bosbach erheblich christlicher und verantwortungsvoller klingen und gerade ein Politiker seines Formates den Eugen-Bolz Preis verdient hätte. Dass Frau Merkel andere fähige Politköpfe des Feldes verwiesen hat, sei nur nebenbei erwähnt. Auch wie schnell man nicht nur, aber auch von Merkel-Freunden als Rechtspopulist etikettiert wird.

Insgesamt lässt es sich leicht ausmalen, wie kommende Generationen unter der Renten- und Pflegelast, unter den Milliardenkosten für nicht integrierbare Migranten und einer EU, die nach den Bundestagswahlen zu einer Transferunion verkommen wird, ächzen werden.

Soweit zum voraussichtlichen ökonomischen Schaden der „preiswürdigen“ Merkelpolitik.

Es spricht aber auch nicht gerade für die kulturhistorische Kenntnis und Verantwortung von Frau Dr. Merkel, wenn sie ohne jede Differenzierung behauptet, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Geradezu ein Hohn in den Ohren der Christin Sabatina James und anderer konversionswilliger Muslime. Oder der drangsalierten Christen in den Flüchtlingslagern. Da mag man es passgenau finden, dass ein Kardinal, der aus „timor muselmanii“ sein Kreuz versteckt, die Laudatio zu dieser „Verantwortungsparty“ hält.

Jedenfalls habe ich erhebliche Zweifel, ob die nächste und übernächste Generation die Politik von Frau Dr. Merkel als „preiswürdig“ empfinden wird … und ich fühle mich im Gewissen verpflichtet, Sie dies wissen zu lassen. Gerade deshalb würde mich Ihre und vor allem die Sichtweise von Kardinal Marx zu Kanzlerin Merkels  „Politik aus christlicher Verantwortung“ interessieren. Falls möglich bitte ich um Nachricht, ob seine Laudatio in irgendeiner Form, z. B. auf Ihrer Homepage zugänglich gemacht wird.

Mit freundlichen Grüßen

Eduard Grabherr

 

 

Ps.: zu meiner Person:

Ich bin 74 Jahre alt, Industriekaufmann in leitender Stellung, i.R., katholisch, theologisches Fernstudium und stets in der kirchlichen Gemeindearbeit, jetzt insbesondere bei den Senioren aktiv. Ebenso war ich jahrzehntelanges Mitglied der CDU, habe aber aus oben angeführten Gründen – (das alles hat meine Schmerzgrenze überschritten) vor kurzem schweren Herzens meine Mitgliedschaft aufgekündigt.

Nachrichtlich: An Forum Familiengerechtigkeit, Ravensburg; Herrn Eugen Abler, CDU Bodnegg

2 Gedanken zu „Eugen-Bolz-Preisverleihung an Frau Dr. Angela Merkel

  1. Von Dr. Eugen Bolz können wir lernen, uns gegen eine Politik zu wehren, die sich zwar demokratisch, christlich und sozial nennt, in ihren Taten aber dafür sorgt, dass Arme ärmer und Reiche reicher werden. Wenn seit 1965 die Zahl der Kinder, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, versechzehnfacht hat, nämlich von jedem 75. Kind damals auf jedes 6. Kind heute, dann stimmt weder das Etikett „christlich“, noch das Etikett „sozial“. Armut in einem reichen Land ist immer politisch gemacht und muss deshalb auch politisch bekämpft werden. Armut ist eine Verletzung der Menschenrechte. Wenn Eltern mit einem Facharbeiterlohn schon beim zweiten Kind durch das soziale Netz fallen, mit drei und weiteren Kindern noch tiefer abstürzen, wo soll da noch von „christlicher Verantwortung“ etwas zu spüren sein?

    Eine Preisverleihung bestätigt nun eine solche, die Menschenrechte verletzende Politik, ja heißt sie sogar verantwortungsvoll ! Ich vermute, dass der z. T. aus kinderlosen Geistlichen bestehende Stiftungsvorstand sich keinerlei familienpolitische Informationen eingeholt hat. Sonst hätte er sich schwer getan, Frau Merkel zu küren.

    Nun mag man einwerfen, auf familienpolitischen Pipifax käme es im Weltgeschehen doch nicht an! O doch, wie Herr Grabherr darlegt. Genau hier werden die Fehler gemacht, die unser System ins Wanken bringen können.

    Frau Merkel, ich frage Sie: Können Sie guten Gewissens diesen Preis annehmen?

  2. Den Brief von Herrn Grabherr habe ich mehrere Male gelesen, denn er ist weit mehr als nur ein Schreiben aus irgendeinem Anlass: Er ist ein Dokument.

    Höflich in der Form, klar in der Sache ( „suaviter in modo, fortiter in re“), und vom Inhalt her so reich, dass man nach der Lektüre glaubt, ein politisches Kompendium gelesen zu haben. Da sind alle Irrwege der Bundeskanzlerin und ihrer Entourage aufgezählt, jedoch wird an keiner Stelle geschimpft, geschweige denn gepöbelt.
    Das ist kein Ausbruch von Zorn, das ist die Rede eines Mannes, der die alte Bundesrepublik in seltener Reinheit verkörpert, und der nun nach vielen Jahren in der CDU feststellen muss, dass man ihm die politische Heimat genommen hat.

    Die CDU ist nicht irgendeine Partei. Konrad Adenauer hat sie mit einigen Weggefährten aus der Weimarer Zeit gegründet, und er hat dabei eine wichtige Lehre aus dieser Zeit berücksichtigt. In der Weimarer Republik hat die eine große, konfessionsübergreifende christliche Partei gefehlt. Zentrum und Sozialdemokratie waren die demokratischen Parteien, die den Aufstieg der Nationalsozialisten hätten verhindern können. Aber das Zentrum hatte den schwerwiegenden Mangel, eine konfessionell gebundene Partei zu sein. Protestanten konnten diese dezidiert katholische Partei kaum wählen. Hätte es in der Weimarer Zeit eine Partei gegeben, die alle Christen gleichermaßen hätten wählen können, so wäre der Welt wohl die Naziherrschaft erspart geblieben. Also gründete man nach dem Krieg die CDU, die keine konfessionelle Beschränkung kannte, und sogleich hatte man die Partei gefunden, die zusammen mit der Sozialdemokratie das politische Fundament der Republik bildete.

    Nun geht es mit dieser Partei zu Ende, denn wer kann noch glauben, dass sie überleben wird, nachdem sie ihr Fundament aufgegeben hat und wenn sie Mitglieder wie Herrn Grabherr oder Frau Steinbach ziehen lässt. In der Internet-Plattform „Die Achse des Guten“ steht dieser Tage ein Artikel von Herrn Haferburg, der von der schäbigen Behandlung der Frau Steinbach durch ihre ehemaligen Fraktionskollegen berichtet, eine erschütternde Lektüre. Nein, diese Partei ist am Ende. Wir haben allen Grund zu befürchten, dass damit der erste Schritt zum Ende der Republik überhaupt gemacht sein könnte; Herr Grabherr spricht das aus, wenn er an die Belastungen erinnert, unter denen seine – und unsere – Enkel in die Zukunft gehen werden.

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