Care – Arbeit leisten offenbar nur erwerbstätige Frauen! Von Müttern keine Rede!

Verband Familienarbeit e.V.                                                                                                                                                      10.03.2017

Pressemeldung

Schwesigs „Gender Care Gap“

Unter dem Begriff „Gender Care Gap“ wird in einem Gutachten für den 2. Gleichstellungsbericht behauptet, Frauen leisteten 52,4 % mehr unbezahlte Tätigkeit für andere als Männer.

Familienministerin Schwesig kommentiert das so: „Wir haben vieles umgesetzt und angestoßen, damit Gleichberechtigung tatsächlich in der Lebenswirklichkeit der Menschen ankommt (…) Wir müssen dafür sorgen, dass die Care-Arbeit nicht zum großen Teil allein von Frauen erbracht wird.“ Sie lobt ihre Idee der Familienarbeitszeit mit dem Familiengeld, (Anm: wieder ein ganz eng gestricktes Korsett, das Eltern per Geldzuwendung lockt, sich den Schwesig’schen Vorstellungen von Partnerschaftlichkeit und vollzeitnaher Erwerbsarbeit zu unterwerfen.) und fährt fort: “Hinzu kommt, dass wir gerade jene Berufe, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, – wie in der Pflege und im soziaen Bereich – aufwerten und stärken müssen…“ (PM des BMFSFJ Nr. 19 vom 07.03.2017)

Gertrud Martin vom Verband Familienarbeit, meint dazu: „Es ist immer dasselbe misstönende Lied, das Frau Schwesig singt: Die in den Familien geleistete unbezahlte Care-Arbeit wird zwar erwähnt, aber nur, um dann zu betonen, dass die bessere Bezahlung ausschließlichfür die in diesem Bereich Erwerbstätigen zur Debatte steht. Dazu wird die Forderung gestellt, die Mütter sollten möglichst in Vollzeit erwerbstätig sein, und die Väter sollten vermehrt in die häusliche Care-Arbeit einsteigen. Sie lässt außer Acht, dass sich für die Eltern auch durch eine gleiche Aufteilung dieser Arbeit nichts an den damit verbundenen Benachteiligungen und existenziellen Risiken ändert. Der Ministerin geht es offensichtlich gar nicht darum, die Gleichberechtigung von Müttern und Vätern in der Gesellschaft zu verwirklichen, sondern um die Durchsetzung ihres ideologisch geprägten Konzepts.“

Martin weiter: „Frau Schwesig sollte sich endlich klar machen, dass allein die Kinder Garanten für den Fortbestand unseres Sozialsystems (Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung) und für die Zukunft unserer Gesellschaft schlechthin sind. Es ist abwegig, dass ausgerechnet die Familienministerin die Familienarbeit abwertend behandelt und als eher schädlich für Mütter und Kinder diffamiert. Sie sollte das Grundgesetz beachten, das den Eltern das Vorrecht gibt, zu bestimmen, wie und durch wen ihre Kinder erzogen werden. Es ist ihre vorrangige Aufgabe, die Benachteiligung der häuslichen Betreuungsarbeit zu beseitigen und dafür zu sorgen, dass Frauen und Männer nicht nur dann den Anspruch auf Gleichberechtigung haben, wenn sie zu Lasten der Kinder die gleiche Teilhabe am Erwerbsleben erreichen. Zumindest in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes muss ein existenzsicherndes Erziehungsentgelt die Gleichstellung der häuslichen Kindererziehung mit der Erwerbsarbeit gewährleisten.

Die Schieflage dieser beiden Bereiche ist auch im Hinblick auf unser Rentenrecht skandalös. Die Mütter als Leistungsträgerinnen, die die künftigen Renten erst ermöglichen, müssen sich als „Trittbrettfahrerinnen“ beschimpfen lassen! Wie verquer ist das denn?“

Dr. Johannes Resch

stellv. Vorsitzender Verband Familienarbeit e. V.

 

4 Gedanken zu „Care – Arbeit leisten offenbar nur erwerbstätige Frauen! Von Müttern keine Rede!

  1. Gender-Care-Gap (GCG) ??? Eine Bezeichnung, die deutschen Müttern klarmacht, wie hinterwäldlerisch ihre Entscheidung ist, die ersten Jahre bei ihren selbst gezeugten und selbst geborenen Kindern zu bleiben, bis sie nach ca. 3 Jahren reif sind, einen Kindergarten zu besuchen? Nein – nicht einmal Google gibt eine deutsche Antwort auf diesen Begriff. Folglich handelt es sich wieder einmal um eine Verschleierung aus dem Bundesministerium für Frauen, Familien, Senioren und Jugend. Wer verschleiert hat etwas zu verbergen.

    Was Frau Schwesig da zum Welttag der Frauen zum Besten gibt ist reine Propaganda. Weder für Frauen, noch für die Jugend oder gar für Senioren, und erst recht nicht für Familien hat Gender-Care-Gap irgendeinen positiven Effekt. Denn würden bei uns in Deutschland z.B. die Leistungen der heutigen, und der alt gewordenen Mütter rentenwirksam anerkannt, so hätte es keines GCGs bedurft.

    GCG – eine reine Augenwischerei!

  2. Das Geschriebene ist absolut richtig und die Wiederholung wichtig – aber es ist nicht neu. DieTatsache, dass nur außerfamiliäre Erwerbsarbeit überhaupt noch als „Arbeit“ bezeichnet wird, während die ganze Familienarbeit lediglich als „zuhause bleiben“ oder „sich um die Kinder kümmern“ bezeichnet wird, ist ein wesentlicher Grund für die Geringschätzung bis Diffamierung der Familienarbeit. Wie viele Mütter, die auch ohne Erwerbsberuf den ganzen Tag lang arbeiten, müssen sich fragen lasse: „Und, wann gehst Du wieder arbeiten?“.

    Ganze Generationen von Hausfrauen und Müttern ärgern sich zu Recht über solche Fragen. Aber in der Öffentlichkeit wird Familienarbeit meiner Meinung nach bewusst nicht als vollwertig anerkannt, denn ansonsten müsste man sie ja entlohnen und einen Rentenanspruch anerkennen. Nur solange Familienarbeit nichts wert ist, kann man sie guten Gewissens ohne Lohn und Rente verrichten lassen.

    Einen sehr guten Ansatz liefert meiner Meinung nach der Frankfurter Mathematiker und Zukunftsforscher Peter Mersch, der mehrere Bücher geschrieben hat. Darin schreibt er sinngemäß: die Menschen müssen grundsätzlich immer produktive Arbeit (= Erwerbsarbeit) und reproduktive Arbeit (= Familienarbeit) leisten. Nur wenn beide ausgewogen und etwa gleich bewertet werden, hat die Menschheit Zukunft. Ich kann jedem Interessenten seine Bücher ans Herz legen, z. B.
    https://www.amazon.de/Die-Familienmanagerin-Kindererziehung-Bev%C3%B6lkerungspolitik-Wissensgesellschaften/dp/3833454814

    Aber dieses Thema der Wertschätzung der Familienarbeit ist jahrzehnte alt. Und bekannt. An Erkenntnissen mangelt es nicht, aber an der öffentlichkeitswirksamen Verbreitung. Wie bekommen wir diese besser hin?

  3. Lieber Herr Bloch,
    seien Sie bedankt für Ihre gute Stellungnahme! Zu meiner Überraschung begegnet mir da Herr Mersch wieder, mit dem ich (vor vielen Jahren, wo?) auf einem Kongress zusammentraf. Ursprünglich hatte ich dort den Eindruck, einen Bundesgenossen gefunden zu haben, aber dann drifteten unsere Lösungsansätze doch erheblich auseinander. Vielleicht kaufe ich jetzt doch mal eines seiner Bücher.
    Auf Ihre Frage, wie wir die öffentlichkeitswirksame Verbreitung unsrer Sicht der Dinge besser hinkriegen, bleibt mir nur die Devise: Einsatz des „Steten Tropfens“ auf allen Kanälen, auch wenn mir das manchmal selbst zu redundant vorkommt. Die Schwerhörigkeit auf der anderen Seite ist allemal resistenter!

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