Nachdenkliches zum Muttertag

Darf man Mütter gegenüber ihrem eigenen Kind rechtlos machen?

Der Interessenverband Unterhalt und Familienrecht (ISUV) nimmt den Muttertag zum Anlass, auf einen Gesetzentwurf des  Familienministeriums hinzuweisen, über den der Bundestag jetzt im Schnelldurchlauf entscheiden soll. Danach können Mütter – Eltern – ganz legal rechtlos gemacht werden gegenüber dem eigenen Kind.

„Als Jurist ist mir jeder Eingriff des Staates in die Privatsphäre und damit in die Familie suspekt. Ich weiß, dass ein Eingriff manchmal zumindest vorübergehend notwendig sein kann. Ich lehne es aber unter rechtsstaatlichen, aber auch menschlichen Gesichtspunkten ab, dass einer Mutter auf Grund einer Prognose das Kind weggenommen und sie rechtlos gemacht wird“, kritisiert der ISUV-Vorsitzende Rechtsanwalt Ralph Gurk.

„Die beste Amme ersetzt keine Mutter“, lautet ein Sprichwort. Genau der umgekehrten Auffassung ist Familienministerin Manuela Schwesig. Eine vom Jugendamt ausgesuchte „Amme“ – Pflegemutter – ersetzt die Mutter. Wird der Entwurf mit dem wohlklingenden Motto „Stärkung von Kindern und Jugendlichen“ Gesetz, dann können Kinder der Mutter, den Eltern auf Dauer ganz legal entzogen und Pflegeeltern beziehungsweise Pflegeheimen zugeordnet werden. Grundlagen für diesen massiven Eingriff sind Prognosen des Jugendamtes und wohl in den meisten Fällen eines Gutachters. Gerade die Gegenwart zeigt, wie fragwürdig und stark risikobehaftet Prognosen sind, insbesondere wenn es um sozialpsychologische Fragen geht. Wer kann sich schon anmaßen in die Zukunft zu schauen? – Genau auf der Basis soll dann das Familiengericht den Eltern die Kinder auf Dauer entziehen. Im Übrigen stellt sich die grundsätzliche Frage: Ist die auch Identität stiftende Qualität der Beziehung zu der Mutter, zu den leiblichen Eltern einfach austauschbar?

ISUV-Pressesprecher Josef Linsler fordert einen Paradigmenwechsel: „Starke Kinder und Jugendliche brauchen ihre natürlichen Eltern, sie sind nicht einfach austauschbar. Im Interesse des Kindeswohls müssen Mütter und Väter unterstützt, an die Hand genommen, durch die Krise geführt, Großeltern, das familiale Netz aktiviert werden. Statt beurteilen und urteilen, konkrete lösungsorientierte Hilfe im Alltag, das stärkt Eltern und Kinder – und ist zudem noch kostengünstiger.“

Muttertag – Kitsch – Klischees – Konsum – und tiefere Bedeutung

Der Muttertag hat in Deutschland eine ambivalente Tradition. Die geistige Grundlage für diesen „Feiertag“ lieferten zahllose Sprichwörter, die heute noch tief im Unterbewusstsein verankert sind: „Über Mutterliebe keine Liebe“ – „Eine Mutter versteht auch, was das Kind nicht ausspricht.“ – Albert von Chamisso stilisierte dieses Gedankengut geradezu zum Muttermythos: „Nur eine Mutter weiß allein, was lieben heißt und glücklich sein.“

Zuerst wurde der Muttertag aus anderen Ländern übernommen und ganz unpolitisch aber schon recht gesch.ftstüchtig 1922/23 durch den Verband der Blumengeschäftsinhaber als „Tag der Blumenwünsche“ eingeführt. Die Nazis erklärten den Muttertag zum Feiertag, zum „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter“, sie sollten möglichst viele Kinder gebären, dafür wurde ihnen das „Ehrenkreuz der Deutschen Mutter“ verliehen. Und Muttertag heute, eine „Event“, um den Konsum anzukurbeln. Weil vielfach die Kinder fehlen, wird „Mutti“ an diesem Tag von „Vati“ beschenkt.

In seiner unnachahmlichen Art stellte Mark Twain, befragt nach seiner Mutter, einmal fest: „Meine Mutter hatte einen Haufen Ärger mit mir, aber ich glaube, sie hat es auch genossen.“ – In diesem Sinne Dank und insbesondere auch Respekt den Müttern nicht nur am Muttertag.

ISUV – Kompetenz im Familienrecht seit über 40 Jahren

Der ISUV vertritt als größte deutsche und überparteiliche Solidargemeinschaft die Interessen von Bürgern, die von Trennung, Scheidung und den damit zusammenhängenden Fragen und Problemen betroffen sind. ISUV ist unabhängig, bundesweit organisiert und als gemeinnützige Organisation anerkannt.

Kontakt:

ISUV-Bundesgeschäftsstelle, Postfach 210107, 90119 Nürnberg, Tel. 0911/55 04 78, – info@isuv.de

ISUV-Vorsitzender RA Ralph Gurk, Ludwigstr. 23, 97070 Würzburg, 0931/45 25 940, r.gurk@isuv.de

ISUV-Pressesprecher, Josef Linsler, Moltkestraße 22a, 97318 Kitzingen, Tel. 09321/9279671 – j.linsler@isuv.de

 

Lesen Sie dazu auch die Pressemeldung des Verbands Familienarbeit e. V. auf:

http://familiengerechtigkeit-rv.info/?p=7454

 

 

 

3 Gedanken zu „Nachdenkliches zum Muttertag

  1. Ich schlage vor, zum Muttertag einmal Frau Schwesig zu vergessen. Sie kokettiert bisweilen damit, in einer Krippe groß geworden zu sein – man merkt es; die Dame zeigt geradezu lehrbuchmäßig das Verhalten eines ehemaligen Krippenkindes.

    Wenden wir uns zur Feier des Tages einem Großen zu, einem, der als französischer Adliger geboren worden war, der mit seiner Familie auf der Flucht vor den französischen Revolutionären nach Preußen kam, dort ein erfolgreicher Naturforscher und Dichter wurde: Ich meine Adelbert von Chamisso.
    Erlauben Sie mir, Ihnen eine seiner Balladen in voller Länge aufzuschreiben; es geht um eine Frau und Mutter. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und lassen Sie Zeile für Zeile auf sich wirken. Und wenn Sie das Gedicht schon kennen sollten: Nichts für ungut!

    Die alte Waschfrau

    Du siehst geschäftig bei dem Linnen
    die Alte dort in weißem Haar,
    die rüstigste der Wäscherinnen
    im sechsundsiebenzigsten Jahr.
    So hat sie stets mit saurem Schweiß
    ihr Brot in Ehr und Zucht gegessen
    und ausgefüllt mit treuem Fleiß
    den Kreis, den Gott ihr zugemessen.

    Sie hat in ihren jungen Tagen
    geliebt, gehofft und sich vermählt;
    sie hat des Weibes Los getragen,
    die Sorgen haben nicht gefehlt;
    sie hat den kranken Mann gepflegt;
    sie hat drei Kinder ihm geboren;
    sie hat ihn in das Grab gelegt
    und Glaub und Hoffnung nicht verloren.

    Da galt’s, die Kinder zu ernähren:
    sie griff es an mit heitrem Mut.
    Sie zog sie auf in Zucht und Ehren,
    der Fleiß, die Ordnung sind ihr Gut.
    Zu suchen ihren Unterhalt
    entließ sie segnend ihre Lieben;
    so stand sie nun allein und alt,
    ihr war ihr heit’rer Mut geblieben.

    Sie hat gespart und hat gesonnen
    und Flachs gekauft und nachts gewacht,
    den Flachs zu feinem Garn gesponnen,
    das Garn zum Weber hingebracht;
    der hat’s gewebt zu Leinewand;
    die Schere brauchte sie, die Nadel,
    und nähte sich mit eigner Hand
    ihr Sterbehemde sonder Tadel.

    Ihr Hemd, ihr Sterbehemd, sie schätzt es,
    verwahrt’s im Schrein am Ehrenplatz
    es ist ihr Erstes und ihr Letztes,
    ihr Kleinod, ihr ersparter Schatz.
    Sie legt es an, des Herren Wort
    am Sonntag früh sich einzuprägen;
    dann legt sie’s wohlgefällig fort,
    bis sie darin zur Ruh sie legen.

    Und ich, an meinem Abend wollte,
    ich hätte diesem Weibe gleich
    erfüllt, was ich erfüllen sollte
    in meinen Grenzen und Bereich;
    ich wollt’ , ich hätte so gewusst,
    am Kelch des Lebens mich zu laben,
    und könnt’ am Ende gleiche Lust
    an meinem Sterbehemde haben.

  2. Lieber Herr Brosowski,
    für Ihr literarisches Geschenk mein tief empfundener Dank! Wir können von Ihnen so viel lernen! Gab es dieses Gedicht einst in Lesebüchern? Wäre dies heute denkbar? Falls ja, wäre uns so mancher politisch-ideologische Irrweg wohl erspart geblieben.
    Bleiben Sie uns treu!
    Herzlich Ihre Bärbel Fischer

  3. Liebe Frau Fischer,

    erraten! Ja, diese Ballade stand früher in den Lesebüchern der Volksschulen. Sie findet sich z.B. auch in dem Klassiker unter den Sammlungen deutscher Gedichte, in Ludwig Reiners: Der ewige Brunnen, erschienen im Beck-Verlag in mehreren Auflagen. Mein Exemplar dieses wunderschönen Buches stammt aus dem Jahr 1985; so weit ich weiß, ist es aber vor rund zehn Jahren neu aufgelegt worden.
    Ich selbst habe das Gedicht zum ersten Mal gehört, als ein alter Freund und Sportskamerad, ein Zahnarzt (!), es bei einem „gemütlichen Beisammensein“ nach einem sportlichen Wettkampf unter Freunden vortrug. Seither habe ich es nicht mehr vergessen und habe es mehrmals nachgelesen.
    In den heutigen Schulbüchern findet man Adelbert von Chamisso kaum; vermutlich glauben die Lehrbuchautoren, seine recht umfangreichen Balladen würden von den jungen Leuten als langweilig empfunden werden. Großer Irrtum! Junge Leute lieben heutzutage fantastische, verwickelte, märchenhafte Geschichten; man besuche nur z.B. eine Fantasy-Messe. Die jungen Leute sehnen sich nach einem Schuss Romantik; da wären Autoren wie Chamisso oder seine Zeitgenossen wie z.B. Edgar Allan Poe eigentlich angesagt. Schließlich waren auch die Gebrüder Grimm Zeitgenossen von Chamisso. Und welch ein Dichter könnte europäischer sein: Gebürtiger Franzose, Muttersprache französisch, Karriere in Preußen als Naturwissenschaftler, wichtigste Werke in deutscher Sprache…

    Jedenfalls bin ich glücklich darüber, Ihnen und Ihren Lesern eine Freude bereitet zu haben.
    Herzliche Grüße
    Ihr Gerd Brosowski

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