„Mehr Frauen bekommen Kinder“ ? Was steckt dahinter?

Sehr geehrte Leserbriefredaktion, 
in dem og. Artikel  vom 27. 07. 2017 vermisse ich die Herkunft der Agentur. Ich lese BERLIN. Wer ist BERLIN? Ist dies die regierungsamtliche Version der Erhebung? Ich vermisse die journalistisch-kritische Recherche der Schwäbischen Zeitung. Was steckt hinter den Zahlen?
Dazu unser Leserbrief:
 
 
Die Kinderzahl jener Frauen, die sich Kinder wünschen, ging 2016 laut Statistik nicht etwa leicht, sondern dramatisch um 3,45 Prozent von 2,03 auf 1,96 zurück. Gründe werden nicht genannt. Meist verzichten Eltern heute auf ein zweites, drittes oder weiteres Kind. Die Mehrkinderfamilien nehmen ab, weil Eltern sich mehrere Kinder in Deutschland einfach nicht mehr leisten können. Mit jedem Jahr verschlechtert sich hierzulande die Situation großer Familien. Geriet 2011 eine Familie mit drei Kindern ( Jahresbruttoeinkommen 30 000 € ) noch mit skandalösen 8 092 € unter ihr jährliches Existenzminimum, so waren es laut Deutschem Familienverband  im horizontalen Vergleich 2016 bereits überdimensionale 9 458.- €. Innerhalb von  fünf Jahren ein zusätzlicher Verlust von 1 366.- € ! Die Begründung dafür wird statistisch natürlich nicht geliefert.
 
Grund für den erfreulichen, aber minimalen Geburtenzuwachs sei laut BERLIN, der Ausbau der Kleinkindbetreuung und das Recht auf einen Kitaplatz, der vor allem ältere Akademikerinnen freut, weil sie ihr Wunschbaby bereits nach 12 Monaten dort wieder abgeben können. 
 
Seit 2008 habe die Erwerbsbeteiligung von Müttern deutlich zugenommen. Klar! Denn Frauen sollen heute, politisch korrekt von der Familie befreit, ihre Selbstverwirklichung am Fließband, an der Ladenkasse oder im Büro feiern, aber keineswegs zuhause, wo Kinder sehnlichst auf Zuwendung und Fürsorge warten. Diese „Befreiung“  wird politischerseits ermöglicht durch Lohnminderung einerseits und der Drohung andererseits, dass Frauen Altersarmut riskieren, falls sie sich aus familiären Gründen ein paar Jahre ihren Kindern widmen wollen.
 
Doch unsere Geburten verhindernden Sozialgesetze sind keineswegs vom Himmel gefallen. Sie ließen sich bei politischem Willen von heute auf morgen reformieren, indem Eltern künftig aus Kindererziehung keine finanziellen Nachteile mehr erwachsen. Doch danach sieht es weder bei CDU /CSU noch bei SPD, Grünen, FDP oder Linken aus. Statt mit stabilisierenden 2,1 Kindern pro Frau gibt man sich mit 1,5 Kindern zufrieden. Die  heutige Jugend wird dies mit kaum mehr leistbaren Beiträgen zur Sicherung der elterlichen und kinderlosen Rentner demnächst empfindlich büßen müssen.
 
Bärbel Fischer
ELTERNINITIATIVE  FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT

 

2 Gedanken zu „„Mehr Frauen bekommen Kinder“ ? Was steckt dahinter?

  1. Diese Meldung in der SchwäZ ist wieder mal ein Beispiel dafür,
    wie vor den Wahlen mit Halbwahrheiten und auch mit Auslassungen dem Stimmvieh vorgegaukelt wird, dass alles in bester Ordnung ist und dass es wirtschaftlich und sozialpolitisch weiterhin bergauf geht. Seit Jahrzehnten ist auch bekannt, dass die Schere zwischen Arm (Fleißig) und Reich immer weiter auseinander geht.
    Gebetsmühlenartig melden sich vor den Wahlen (fast) alle Parteien mit vollmundigen Versprechen, die Menschen mit geringem Einkommen besser zu stellen. Wenn diese Versprechen seit 60 Jahren gefruchtet hätten, dann müssten die Wohlfahrtsverbände nicht alljährlich vermelden, dass sich die Schere zwischen Arm (Fleißig) und Reich wieder weiter auseinander bewegt hat.

  2. Wenn ich mich recht an einen diesbezüglichen Artikel auf SPIEGEL-ONLINE erinnere, handelt es sich bei der mit dem Jubel aus „Berlin“ bedachten Untersuchung um eine solche, die ein in Wiesbaden ansässiges Institut, das in staatlicher Hand ist, durchgeführt hat. Darin wurde festgestellt, dass die Quote der Frauen, die überhaupt keine Kinder bekommen, seit ein paar Jahren unverändert geblieben ist. Diese Quote ist also nicht gestiegen, und das war bereits Anlass zum regierungsamtlichen Jubel. Über viele Jahrzehnte hinweg bis in die neunziger Jahre hinein, bekamen ungefähr zehn Prozent der Frauen keine Kinder; dann stieg diese Quote dramatisch an, bis sie etwa um das Jahr 2010 bei knapp über 20 Prozent angelangt war. Und da steht sie heute mehr oder weniger immer noch. Das Ergebnis der Erhebung lässt noch keine belastbare Interpretation zu. Jedoch – wer hätte es gedacht – wurde als Ursache dieses Minimaleffektes gleich der Ausbau der Kitas in die Welt hinausposaunt. In den Nachrichten hörte es sich an, als wäre dieser Zusammenhang felsenfest und unübersehbar…Man müsste lachen, wenn es nicht so traurig wäre.

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