Wirtschaft dominiert Bildung

In seinem Artikel: „Frühkindliche Bildung – ein irreführender Begriff“                        ( ÖkologiePolitik 169, 2-16 ) zeigt der Arzt und Familienexperte Dr. Johannes Resch auf, wie neben dem Einfluss der Wirtschaft auf die Familienpolitik               ( einseitige Krippensubventionierung zur vollständigen Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials der Eltern ) wirtschaftsnahe Institute wie Bertelsmann oder die OECD auch die Schul- und Bildungspolitik beeinflussen, obwohl sie weder zuständig noch kompetent, oder von Nationalstaaten beauftragt wurden.

Folgende Zitate machen klar, welche Paradigmen unserer Politik zugrunde liegen:

 

Kindeswohl – Fehlanzeige

… „So wird der Wert der Familienpolitik besonders von wirtschaftsnahen Instituten am Nutzen für die Wirtschaft gemessen, ohne dass nach dem Kindeswohl gefragt wird. Im Hintergrund steht heute ( … ) die kurzfristig orientierte Profitideologie einflussreicher Teile der Wirtschaft. In deren Augen sind Kinder keine lohnende Investition, weil sie sich nicht innerhalb von 8 oder 10 Jahren „amortisieren“. Vor allem aber wollen sie ein übergroßes Arbeitskräfte-Reservoir, denn dann lassen sich niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen leichter durchsetzen“.

 

Erziehungsarbeit – ein Nullwert

… „Ein anschauliches Beispiel für diese elternfeindliche Politik ist ausgerechnet das seit 2007 bestehende Elterngeldgesetz. Wer vor der Geburt eines Kindes bereits vorher geborene Kleinkinder betreut hat, wird bei der Berechnung des Elterngeldes so behandelt, als hätte er „nicht gearbeitet“. Hier wird die rein wirtschaftsorientierte, die Erziehungsarbeit verachtende Ideologie klar erkennbar.“

 

Schul-und Bildungspolitik nach dem Taktstock der OECD

… „Das wirtschaftsorientierte Denken wirkt sich nicht nur in der Kleinkindpolitik aus, sondern auch in der Schulpolitik. So propagiert die OECD mit großem Aufwand ein neues Schulkonzept. Dabei ist sie als Wirtschaftsorganisation von 34 westlichen Staaten für Bildung weder zuständig noch kompetent, beeinflusst aber mit ihren PISA-Tests und -Studien die Schulpolitik maßgeblich. Der OECD geht es aber nur um die Bedürfnisse der Wirtschaft, nicht um das Kindeswohl. „Kompetenzen“ für das Berufsleben sollen vermittelt werden.“

 

Bildungspolitik muss sich wieder von der Wirtschaft emanzipieren

… „Der klassische Bildungsbegriff ist da wesentlich umfassender und zielt auf den „Lebenserfolg“ ab. Neben der Vorbereitung auf den späteren Beruf soll die Schule die Persönlichkeit formen und Werte vermitteln: soziale Verantwortung, demokratische Gesinnung, kritische Vernunft. Das eigene Leben und die gesellschaftlichen Verhältnisse zu reflektieren und zu hinterfragen, ist heute aber immer weniger erwünscht. Auch hier zeigt sich eine Parallele zur Kollektivierung der Kindererziehung in der DDR: Schule soll in erster Linie leistungsfähige Arbeitskräfte hervorbringen, die in der Erwerbswelt „funktionieren“. Lebenszufriedenheit ist mehr als beruflicher Erfolg. Bildungspolitik muss sich von der Wirtschaft emanzipieren und wieder mehr Eigenständigkeit zurückgewinnen. Das gilt für die frühe Kindheit wie für die Schule. Bildung heißt auch, die Eltern zu befähigen, ihren Kindern ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln. Der Wert dieser elterlichen Erziehungsarbeit ist in vergleichbarer Weise zu würdigen wie der von klassischer Erwerbsarbeit. Das gilt einerseits, weil stabile Familien am ehesten Kindern die Sicherheit vermitteln können, die sie für eine befriedigende soziale Entwicklung brauchen. Das ist aber auch die Voraussetzung für eine langfristig erfolgreiche Volkswirtschaft. Der dafür notwendige Erfindergeist gedeiht nicht bei unreflektiert dahinlebenden, nur funktionierenden Arbeitnehmern.“

 

 Wirtschaftspolitik auf dem Rücken der Kinder

… „Es mag durchaus sein, dass die elternfeindliche Politik zum gegenwärtigen Wirtschaftserfolg und Exportüberschuss Deutschlands beigetragen hat. Aber das geschah auf Kosten der Kindererziehung, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht.“

 

Gleichstellungspolitik als Motor für patriarchalisches Denken

… „Der Geburtenrückgang hat bereits heute zu einem Mangel an Arbeitskräften geführt. Und das Bildungsniveau der Berufseinsteiger sinkt. Paradoxerweise wurzelt die Verachtung der Erziehungsarbeit ursprünglich in der unter Männern verbreiteten Glorifizierung von Erwerbsarbeit und beruflicher Karriere. Die gegenwärtige „Gleichstellungspolitik“ gibt zwar vor, patriarchalisches Denken überwinden zu wollen, stärkt es aber in Wirklichkeit beträchtlich.“

 

 

Video: Wie Familien übers Ohr gehauen werden

Zur jüngsten Studie der Bertelsmann-Stiftung, die sich mit der Benachteiligung der Familien aufgrund unseres Rentenrechts beschäftigt, gibt es einen kurzen sehr informativen Film ( 3 einhalb Minuten ), dem eine weite Verbreitung zu wünschen ist ( Bild und Ton ).

Der Link hierzu: http://www.youtube.com/watch?v=h5d6GeUT_TM

Liebe Leser unserer Seite, bitte leiten Sie diese Information  in Ihren Verteilern weiter!

Folge 2 stellt einen Lösungsvorschlag vor: http://www.youtube.com/watch?v=-ufFmALwdJI

Freundliche Grüße                                                                                                          Bärbel Fischer

Familien als Lastesel unseres Rentensystems

Die STUTTGARTER  ZEITUNG veröffentlicht heute das Ergebnis der jüngsten Bertelsmannstudie von Prof. Dr. Martin Werding  und Dr. Jörg Dräger mit dem Ergebnis, dass zugunsten kinderloser Paare Familien  m i t   Kindern die Hauptlast für unser Rentensystem abgeknöpft wird.  Was Insidern längst bekannt ist, wird nun wissenschaftlich erhärtet.

http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-103B2725-EA851FC7/bst/hs.xsl/nachrichten_119663.htm

Wie  die Verantwortlichen in Politik und Medien mit dieser Studie umgehen, und  welche K.O. -Argumente jetzt vermutlich auf den Tisch kommen werden, wird sich zeigen. So, wie sich die Regierungen seit Jahrzehnten weigern, die verfassungsgemäßen Urteile aus Karlsruhe umzusetzen, wird es eine breite Lobby geben, die zu verhindern sucht, was unseren Sozialstaat noch retten könnte: Familiengerechtigkeit!

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.studie-der-bertelsmann-stiftung-rentensystem-benachteiligt-familien.47a1f451-0b35-438c-99bb-f3dba6ae6d94.html

Nachhilfe für den ARD-Presseclub

Sehr geehrte Damen und Herren vom heutigen Presseclub, sehr geehrte Frau Weidenfeld, sehr geehrte Frau Vates, sehr geehrter Herr Schönenborn, sehr geehrter Herr Hickel, sehr geehrter Herr Alexander!

Der Presseclub beschäftigte sich heute mit der Bezahlbarkeit  der Wahlversprechen von CDU/CSU und SPD. In Ihrer Diskussion hatten Sie  auffallend wenig  zur heißen Generationenproblematik und deren erforderlichen Prioritäten zu sagen.

Warum täuschen Sie Ihr Publikum wider besseres Wissen über die Verwendung der Rentenbeiträge, indem Sie die  Rentenkasse irreführend als  eine  „Versicherung“ bezeichnen? Versicherungen können nur Schadensfälle absichern. Das Alter ist aber kein Schaden, sondern der Normalfall, und kann daher gar nicht abgesichert werden. Daher werden die Beiträge der Arbeitnehmer vom 1. November 2013 nicht für ihre eigene Altersabsicherung verwendet, sondern am 1. November 2013 komplett an die heutigen Rentner weitergegeben, und zwar an alle alten Menschen, ob sie zum Nachwuchs des Gemeinwesens beigetragen haben oder nicht. Für die Zukunft der Erwerbsgeneration wird also kein Cent zurück gelegt. Im Klartext: Die Rentenbeiträge der Arbeitnehmer sind keine Rücklage für das eigene Alter, sondern symbolisieren lediglich einen „Anspruch auf Altersversorgung“, den einzulösen aber davon abhängt, ob es künftig genug junge Leute gibt, die in die Rentenkasse einzahlen und bereit sind, alte Menschen zu versorgen. Fehlen die jungen Leute, so bleibt der Anspruch lediglich ein Anspruch, nicht mehr und nicht weniger!

Früher war das anders: Kinder sorgten sich aus Dankbarkeit für erhaltene Fürsorge in Kindheit und Jugend  mit entsprechender Alimentation und Pflege bei Ihren alten Eltern, so dass diese einen umsorgten Ruhestand genießen konnten. Wer schicksalhaft keine Kinder hatte, der musste sein Alter selbst absichern. Das konnte er/sie auch, denn die Kosten, die Kinder nun einmal verursachen, sparte der/die Kinderlose in seine Altersabsicherung.

Seit 1957  allerdings müssen Kinder über ihre Beiträge  a l l e  Alten alimentieren und zähneknirschend zusehen, dass ihre eigenen Mütter, wegen ihrer „unterbrochenen Erwerbsbiografie“  mit wenigen Almosen abgespeist werden oder sogar in Armut fallen. Nach dieser Logik ist es ein vermeidbares Missgeschick Kinder zu tragen, zu gebären, sie groß zu ziehen und sie ins Leben zu begleiten, ein Missgeschick, das die Erwerbsbiografie von Frauen unterbricht, also schädigt. Offenbar dienen Frauen dem Gemeinwesen erst, wenn sie un-unterbrochen dem Wirtschaftsstandort Deutschland zur Verfügung stehen. Kinder werden zu einem Hindernis für die Karriere. Daher müssen sie über Jahre weitestgehend eliminiert werden. Eine selbstmörderische Täuschung!

Auch will ich Sie, sehr geehrte Damen und Herren, darauf aufmerksam machen, dass bis zum heutigen Tag der Beitrag zu den Sozialversicherungen von jedem Arbeitnehmer in gleicher Höhe abgezogen wird, egal, wie viele Mäuler dieser zu stopfen hat. Wer jährlich 30 000 Euro  brutto verdient, zahlt  3 875.- in die Krankenkasse, 5670.- in die Rentenkasse, 900.- in die    Arbeitslosenversicherung, 484.- in die Pflegeversicherung. Summe 10 929.-, ob er nur eines oder sechs Kinder zu versorgen hat. Ein Skandal, der zur Verarmung von Familien ganz wesentlich beiträgt.  Wie sonst erklärte sich wohl der Umstand, dass ein kinderloses Ehepaar bei 30 000.- brutto jährlich über ein frei verfügbares Einkommen von 5 977.- verfügt, ein Vater von 3 Kindern trotz Kindergeld jedoch mit  einem Fehlbetrag von 3 427.- ins existenzielle Minus rutscht?  Die Differenz beträgt immerhin 9404.- jährlich! http://www.deutscher-familienverband.de/jdownloads/Publikationen/Horizontaler_Vergleich_2013.pdf )

Im Übrigen hat die Bertelsmannstiftung  durch Prof. Frank Niehaus im März 2013 errechnet, dass Familien mit beitragsfreien Kindern zugunsten der Krankenkosten von gebrechlichen Menschen die GKV sogar stützen, und nicht belasten, wie gemeinhin  völlig falsch verbreitet wird:  http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-31409C40-37193168/bst/ xcms_bst_dms_37769__2.pdf

Alle diese Tatsachen werden von den Medien, einschließlich des ARD – PRESSECLUBS  stur ignoriert.

Presseleute interessieren sich viel zu selten dafür, weshalb gerade Familien die am meisten geschröpfte Bevölkerungsgruppe in Deutschland sind. Deswegen empfehlen wir Ihnen die Lektüre: „SOZIALSTAATS-DÄMMERUNG ( Riemann-Verlag München 2013 ),  geschrieben von dem Vorsitzenden des Hessischen Sozialgerichts Dr. Jürgen Borchert. Sein Statement gipfelt in dem Satz: „Der Staat klaut den Familien die Sau vom Hof und gibt ihnen in Spendermanier  zwei Koteletts zurück“. Alle seine Vorwürfe an unser praktiziertes Sozialgesetz konnten und können weder von Politikern oder Juristen noch von  Medien widerlegt werden, weil sie einfach glasklar belegen, dass unser Sozialgesetz, anstatt die Familien zu schützen, diese ins Elend treibt.

Woher also soll eine stabile nächste Generation kommen, wenn potentielle Eltern sich auf allen Ebenen missachtet und benachteiligt sehen? ( Die so genannte Aufstockung der Mütterrente ist ebenfalls eine Augenwischerei, weil den älteren Müttern schließlich 3 Rentenpunkte zustehen und nicht bloß zwei, also zusätzlich 56 Euro statt nur 28.-!)

Meine Damen und Herren vom Presseclub, für Ihre künftige Arbeit bitten wir Sie um mehr Orientierung an Fakten, damit die Bevölkerung endlich reinen Wein eingeschenkt bekommt.

  • Weder weiß die Bürgerschaft, dass das so genannte Kindergeld größtenteils die Rückerstattung derjenigen Steuern sind, die zu Unrecht auf das Kinderexistenzminimum abgeführt wurden,
  • noch weiß die Bevölkerung, dass die Beitragsfreiheit der GKV für Kinder kein Geschenk darstellt, sondern dass die Beiträge der Eltern im Gegenteil gerade den gebrechlichen alten Menschen nützen.
  • Auch weiß die Bevölkerung nicht, dass unser Sozialsystem ausgerechnet Familien im Würgegriff hat, obwohl es unabdingbar auf deren Nachwuchs angewiesen ist.

Dies zu kommunizieren wäre die Aufgabe der Medien, anstatt sich hinter den Verschleierungen der Politik zu verstecken. Noch immer gehen wir davon aus, dass die Medien eine Wächteraufgabe haben. Insofern hoffen wir als Eltern, dass Sie sich künftig Ihrer Verantwortung stellen.

Mit freundlichem Gruß für die ELTERNINITIATIVE  FÜR  FAMILIENGERECHTIGKEIT

Bärbel Fischer

Siehe auch:

http://www.freiewelt.net/wenn-tochter-ihren-muttern-hohere-renten-verweigern-10015149/

Späte Einsicht

Je mehr Kinder, desto mehr Rente

 „Unser derzeitiges Rentensystem ist auf Selbstzerstörung programmiert und eine Einladung zur Kinderlosigkeit…“ sagt der Leiter des Heidelberger Familienbüros, Kostas Petropulos. 

http://www.idea.de/detail/thema-des-tages/artikel/je-mehr-kinder-desto-mehr-rente.html

und

http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-57B7135F-7F6205A1/bst/hs.xsl/nachrichten_115533.htm

 

 

Kinder-Entsorgung in Deutschland noch unzureichend

Die Gütersloher Bertelsmannstiftung profiliert sich erneut als konsequente Verfechterin einer möglichst frühen und ganztägigen staatlichen „Betreuung und Bildung“ für Kinder und Jugendliche (vgl. z.B. zuletzt Jörg Dräger zum Betreuungsgeld: Eine „Verdummungsprämie für Kinder“). Wie bereits in der Vergangenheit stützt sie sich dabei auf methodisch fragwürdige Ergebnisse. 

http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-FC9CE179-E9048001/bst/hs.xsl/nachrichten_112530.htm

Werden Krippenkinder schlauer?

Von Dr.Johannes Resch

Am Montag, den 3. März 2008 rauschte es durch den Blätterwald einschließlich seriöser Zeitungen. Da war unter Berufung auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zu lesen: „Krippenkinder haben bessere Bildungschancen“, „Vorsprung durch Kinderkrippe“, „Kinderkrippe erhöht Chancen auf höheren Bildungsabschluss“ usw. usw.

In der Studie wird behauptet, dass der Besuch von Kinderkrippen in den ersten drei Lebensjahren die Wahrscheinlichkeit, später ein Gymnasium zu besuchen, deutlich erhöhe. Das führe dann für die Betroffenen zu höheren Einkommen und zu Milliardengewinnen für die ganze Volkswirtschaft.

Diese Behauptung erscheint zunächst überraschend, da eine bessere schulische Karriere nach Krippenbetreuung gegenüber häuslicher Betreuung in der seriösen Fachliteratur bisher nicht beschrieben wurde, wenn mal vom Sonderfall der besseren Sprachförderung von Kindern ausländischer Eltern abgesehen wird.

Geradezu abenteuerlich erscheint die Massivität des behaupteten Zusammenhangs. Krippen-betreuung soll die Wahrscheinlichkeit, später aufs Gymnasium zu kommen, im Durchschnitt um fast 40 Prozent erhöhen. Würde das stimmen, wäre es wohl auch schon früher aufgefallen.

Leider waren die Bertelsmann-Zahlen nicht direkt nachzurechnen. Trotz mehrmaliger Bitte waren die Ursprungszahlen nicht zu erhalten.

Die Bertelsmann-Berechnung bezieht sich auf die in den Jahren 1990 – 95 in Deutschland geborenen Kinder. Die Auswahl des Gymnasialbesuchs als Unterscheidungskriterium wurde damit begründet, dass es diesen Schultyp in allen Bundesländern gebe.

Aus Unterlagen des Statistischen Bundesamtes lässt sich die Häufigkeit der Krippenbetreuung und des Besuchs von Gymnasien in den einzelnen Bundesländern ersehen. Daraus ergibt sich, dass sowohl Krippenbetreuung als auch Gymnasialbesuch in den Bundesländern sehr unterschiedlich häufig sind. In Ländern, in denen Krippenbetreuung am häufigsten ist (neue Bundesländer, Berlin, Hamburg, Bremen) ist auch der Besuch von Gymnasien am häufigsten. So war im Gegensatz zum Westen die Krippenbetreuung von Kleinkindern in den neuen Bundesländern die Regel und ist es weitgehend auch heute noch.

Werden nun die Schüler/innen aller Bundesländer in einen „Topf“ geworfen, wie es die Studie offensichtlich tut, dann kommen die meisten „Krippenschüler/innen“ aus dem Osten und den Stadtstaaten, wo es auch die meisten Gymnasien gibt. Allein dadurch muss es zu einer Häufung des Besuchs von Gymnasien bei denen kommen, die früher eine Krippe besucht haben.

Werden anhand der statistischen Daten die landestypischen Unterschiede rechnerisch berücksichtigt, so wird die in der Studie beschriebene Häufung von Krippe und Gymnasium allein schon dadurch erklärt.
Nun könnte ja jemand sagen: Die Ostler/innen sind eben schlauer wegen der früheren Krippenbetreuung und gehen deshalb später häufiger aufs Gymnasium. Aber da gibt es die Pisa-Studien, die nur die Leistungen messen, ohne das Schulsystem zu berücksichtigen. Und da zeigt sich gerade nicht, dass die Schüler/innen im Osten besser sind. Im Gegenteil: Die Lesefähigkeit war dort wesentlich schlechter. Auch in Mathematik und Naturwissenschaften lagen die Werte, wenn auch wenig, unter dem deutschen Durchschnitt. – Auch Bremen hatte trotz der vielen Gymnasien sogar die schlechtesten Pisa-Ergebnisse aller Bundesländer in allen drei Disziplinen. Hamburg hatte gar nicht teilgenommen.

Damit ist eigentlich schon klar, dass es gar keinen glaubwürdigen Hinweis auf eine günstige Wirkung der Krippenbetreuung auf die spätere Schullaufbahn gibt. Würde Krippenbetreuung wirklich die intellektuelle Entwicklung erkennbar fördern, dann wären in den neuen Bundesländern auch bessere Pisa-Ergebnisse zu erwarten als im Westen.

Die in der Studie beschriebene Beziehung ist vergleichbar mit der Aussage: Wer in Hochhäusern wohnt, fährt häufiger Straßenbahn. Das wurde zwar nie untersucht, ist aber sehr wahrscheinlich. Weil Hochhäuser und Straßenbahnen typische Merkmale großer Städte sind, haben ihre Bewohner damit auch häufiger zu tun. Aber sie fahren nicht häufiger Straßenbahn, weil sie in Hochhäusern wohnen. Vielmehr ist beides Folge einer gemeinsamen Ursache.

Die Bertelsmänner und -frauen haben hier schlicht einen sehr groben Fehler gemacht, der bei solchen Untersuchungen immer wieder vorkommt. Sie haben aus einer zahlenmäßigen Beziehung (einer Korrelation) einfach auf einen ursächlichen Zusammenhang geschlossen, ohne nahe liegende triviale Zusammenhänge zu prüfen.

Die weitergehenden Berechnungen zu angeblichen Milliardengewinnen für die Volkswirtschaft bei Ausbau der Kinderkrippen wirken dann nur noch peinlich. Wenn Bildung so einfach wäre, wie es die Studie unterstellt, dürften so grobe Fehler wie in dieser Studie gar nicht vorkommen.

Kommentar zur Studie der Bertelsmann-Stiftung

Kommentar zur Studie der Bertelsmann-Stiftung („Volkswirtschaftlicher Nutzen von frühkindlicher Bildung in Deutschland, eine ökonomische Bewertung langfristiger Bildungseffekte bei Krippenkindern“), 2008. Von Johannes Resch.

Anfang Dezember 2010 wurden uns von den Medien erneut die „Ergebnisse“ einer pseudowissenschaftlichen Studie der Bertelsmann-Stiftung aufgetischt, die bereits im März 2008 für Furore gesorgt hatten. Zentrale Aussage der Studie ist, dass Kinder, die eine Kinderkrippe besucht haben, so gefördert würden, dass ihre Chancen später auf ein Gymnasium zu kommen, um 40% stiegen. – Bei Bertelsmann scheint die Auffassung zu herrschen, dass auch der größte Unsinn geglaubt wird, wenn man ihn nur oft genug wiederholt. So sollte auch die Kritik dazu wiederholt werden.

Bertelsmann-Stiftung diffamiert Familien

Mit seiner Äußerung, das geplante Betreuungsgeld, sei eine „Verdummungsprämie“stellte Jörg Dräger, der Vorstandsvorsitzende, alle Eltern unter Generalverdacht, ihre Kinder zu vernachlässigen. Nun fordern Elternverbände in einer Presseerklärung die Bertelsmann-Stiftung auf, sich von diesem Vorwurf offiziell zu distanzieren.

http://www.familien-schutz.de/wp-content/uploads/2011/10/Pressemitteilung_Eltern-fordern-Distanzierung-der-Bertelsmann-Stiftung.pdf

und die Presseerklärung der Ökologisch demokratischen Partei ÖDP: