Verzweckung statt Bildung

Die Schwäbische Zeitung berichtete am 19. 10. 16 von der Kritik des Sinus-Instituts am deutschen Bildungssystem. Nur ein geringer Anteil der befragten jungen Menschen fühle sich gut gerüstet für den Beruf.

Leserbrief ( veröffentlicht am 21. 10. 16 )

 

Das Sinus-Institut kritisiert das deutsche “Bildungssystem“ (BS), das es als solches gar nicht gibt, weil Bildung jeweils der Hoheit der einzelnen Bundesländer unterliegt. Die dumpfe Kritik lautet, das BS würde die jungen Menschen nicht genügend auf ihren Beruf vorbereiten.

 

Die Frage ist, ob man Bildung als Berufsausbildung oder als Persönlichkeitsbildung versteht. Letzteres galt im Land der Dichter und Denker über Jahrhunderte als weltweit vorbildlich. Leider haben sich unsere Bildungspolitiker davon verabschiedet und lassen, OECD-hörig, so genannte „Kompetenzen“ vermitteln. Lehrer wurden zu „Kompetenzbeschaffungsgehilfen“ ( Christoph Türcke *) degradiert und nennen sich heute selbstentwertend „Lernbegleiter“. Schüler sollen nicht mehr gemeinschaftlich unterrichtet, sondern sie müssen einzeln gecoacht werden. Was emotional ( Wünsche, Erwartungen, Ängste, Staunen, Selbsterfahrungen …. ) über das kurzfristige Beherrschen von abfragbaren Sach-und Fachkompetenzen hinausgeht, hat in der schönen neuen Lernwelt keinen Platz mehr. Junge Menschen im Beruf ausschließlich nach ihren Kompetenzen zu „verwenden“ heißt, sie für mehr oder weniger gut funktionierende Automaten zu halten.

 

Bärbel Fischer

*) entnommen dem lesenswerten Buch: LEHRERDÄMMERUNG

von Professor Christoph Türcke,  erschienen im Verlag C.H.Beck.

Initiative „Eltern für gute Bildung“

Eltern, Ausbildungsbetriebe, Hochschulen beklagen das wachsende Defizit der Schulabgänger an soliden Kenntnissen und Fertigkeiten. Ohne dass es je eine Diskussion darüber gab wurde unser Bildungssystem, unter Abkehr von der humanistischen Bildungstradition, im Sinne des Konstruktivismus verändert. Der Schüler soll sich sein Wissen selbst aneignen, der Lehrer soll als bloßer Lernbegleiter zurücktreten. Seine Kompetenz als Wissensvermittler und Pädagoge ist nicht mehr gefragt. Geführter Klassenunterricht mit dem Lehrer als Pädagogen und Lehrenden wird zugunsten von „Individualisierung“ und „Selbststeuerung“ aufgegeben. Die pädagogische Arbeit, die aus einer lebendigen Wechselbeziehung zwischen Schülern und Lehrer besteht, das gemeinsame Arbeiten im Klassenverband, die Klassengemeinschaft gehen zugunsten der Aneignung scheinbar wichtiger Kompetenzen verloren.

Diese Entwicklung wird die bereits seit Jahren bestehenden Probleme verschärfen.

Bitte lesen Sie das deutliche Interview mit der Kinder- und Jugendtherapeutin  Dr. med. Elke Möller-Nehring auf Seite 13 ff:

https://www.oedp.de/fileadmin/user_upload/bundesverband/aktuelles/oekologiepolitik/OekologiePolitik-169.pdf

 

und besuchen Sie die Homepage der bayrischen Initiative: „Eltern für gute Bildung“

http://eltern-fuer-gute-bildung.de

mit einem ausführlich klärenden Brief an die Elternschaft.