Hoffentlich war es kein Flüchtling!

In der neuesten Ausgabe von Publik „Forum – Zeitschrift für kritische Christen“ veröffentlicht die Redaktion einen Beitrag der Journalistin und Dozentin Ulrike Schnellbach unter dem Titel: „Hoffentlich war es kein Flüchtling! – über die Freiheit der Presse in Zeiten des Rechtspopulismus.“

Frau Schnellbach legt dar, vor welcher Entscheidung die Medien heute zu stehen glauben. Sollen sie die Nationalität der Gewalttäter in unserem Land nennen oder besser zurück halten, um den „Rechtspopulisten“ kein Kanonenfutter zu liefern?

Doch schon die Überschrift verrät, dass die Medien für sich neuerdings einen Schutzauftrag beanspruchen. Ich frage beunruhigt: Seit wann haben die Medien den Auftrag, Rechtspopulisten, Kommunisten, Reichsbürger, Konservative oder Kritiker aller Couleur zu verhindern?  Von wem haben die Medien diesen Auftrag denn bekommen? Oder muss man bereits von Zensur sprechen?  Müssen sich die Medien bei Ihren Reportagen heute nicht mehr sachlich an bloße Fakten halten? Letzteres war zumindest seit der Gründung der Bundesrepublik, also im „faktischen Zeitalter“ noch die gängige Regel. Fakten zu verschweigen halte ich für eindeutig postfaktisch * ). Macht sich der Journalismus nicht selber zu einem postfaktischen Instrument, wenn er sich die Rolle eines Volkserziehers zu eigen macht?

 

Zudem fragt die Autorin bei dem Freiburger Mord an Maria L. nach möglichen entlastenden Erklärungen für die Gewalttat ( Gewalterfahrung in der Kindheit, Geringschätzung von Frauen, niedere Hemmschwelle…) Ich frage: Trifft dies nicht für Gewalttäter jeglicher Nationalität zu? Eine schwierige Kindheit als entlastend zu bewerten obliegt aber nicht den Medien, sondern allein den Gerichten.

 

Für mich lässt sich das Problem ganz einfach lösen, indem bei den Berichten über Gewaltverbrechen künftig zwingend die Nationalität ( deutsch, tschechisch, arabisch, polnisch, belgisch etc.) genannt werden muss. Denn dann kann der Leser oder Zuschauer selbst die Relation von deutschen gegenüber ausländischen Verbrechern einschätzen.

 

Die Rückkehr zur einem sachlich-faktischen, freien und unzensierten Journalismus ist höchst überfällig.

*) Wortschöpfung für unsachlich, gefühlsmäßig, populistisch
Bärbel Fischer

 

„postfaktisch“ – Wort oder Unwort des Jahres 2016?

Unter dem Titel: „Gefährliche Halbwahrheiten“ prangert der Leitartikler der Schwäbischen Zeitung vom 10. 12. 2016 die Unart zahlreicher Bürger an, sich Fakten zu verschließen und in der politischen Diskussion mit Halbwahrheiten um sich zu werfen. Daher begrüßt er die Wahl des Adjektivs „postfaktisch“ zum Wort des Jahres 2016. 

Leserbrief

 

Die Wortschöpfung „postfaktisch“ wurde zum Wort des Jahres 2016 gekürt, um den Bürger wieder zur Vernunft zu bringen. Doch Halbwahrheiten erscheinen mir weniger gefährlich als der Begriff „postfaktisch“ selbst, denn damit werden die kritischen Argumente von Bürgern als aus der Luft gegriffen, emotional und deshalb unbegründet verworfen. Und das ist das exakte Gegenteil dessen, was Politik und Medien andauernd beschwören, nämlich die Argumente der Kritiker ernst nehmen zu wollen.

Ist es nicht so, dass vonseiten unserer Regierungen selbst in den letzten Jahrzehnten reale Fakten konstant ignoriert wurden, z. B. wachsende Kinder-, Familien- und Altersarmut, das demographische Defizit, ein immer brutaler werdender Arbeitsmarkt etc.?

 

Für mich hat das postfaktische Zeitalter mit der Missachtung der Bürgermeinung schon Jahrzehnte früher begonnen. Daher wundert mich gar nicht, dass viele Zeitgenossen heute von Politik und Medien maßlos enttäuscht sind. Den Begriff „postfaktisch“ halte ich eher für das Un-wort des Jahres 2016, weil sich damit famos jede Verantwortung auf den dummen Bürger abwälzen lässt.

Bärbel Fischer